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Die „Wunder“ von Preetz

Willers Amtrup zum 20. Preetzer Papiertheatertreffen

AllmÄhlich bin ich tatsÄchlich versucht, an die Wahrheit eines recht banalen Schlagers zu glauben, daß es „Wunder immer wieder“ gebe – oder ist es etwa keins, daß sich ein Papiertheatertreffen in einer kleinen Stadt zwanzig Jahre lang nicht nur hält, sondern sich aus den bescheidenen Anfängen des Jahres 1988 zum größten internationalen Festival dieser Art entwickelt, daß es solche Scharen begeisterter Zuschauer anlockt, daß alle Eintrittskarten binnen weniger Stunden ausverkauft sind, und daß es Vorbild wird für andere Festivals in Troyes/Mourmelon, Waiblingen, Harderwijk, Broadstairs Kent und anderswo? Den unermüdlichen Organisatoren dieses Treffens, Dirk Reimers und den Leitern der Volkshochschule Preetz, Dr. Jürgen Schiedeck und Marlis Sennewald, und natürlich den Sponsoren und Förderern sei Dank!
Ein mindestens ebensolcher Anlaß zum (Be)wundern ist es, daß die Spieler in ihren zahlreichen Aufführungen nicht auf der Stelle treten, nicht nostalgisch ein herkömmliches Repertoire pflegen und sozusagen das Biedermeier ins Atomzeitalter hinüberzuretten versuchen, sondern immer wieder neue Ideen entwickeln und in deren Umsetzung immer perfekter werden. Natürlich habe ich auch diesmal nicht alle Vorstellungen sehen können – aber was ich sah, hat mich überwiegend fasziniert und oft begeistert; meine kleinen Nörgeleien am Rande ist man inzwischen ja gewohnt, und sie fallen, wie ich dem ausdrücklichen Dank eines in der vorjährigen Rezension sanft kritisierten Spielers entnahm, manchmal sogar auf fruchtbaren Boden. Versuchen wir es also aufs Neue:

 

Papiertheater Pollidor: Nie wieder Coco Island

Barbara und Dirk Reimers spielten mit ihrem „Papiertheater Pollidor“ eine vollkommene Eigenproduktion, das Stück „Nie wieder Coco Island“. Schon das große von Barbara Reimers entworfene Proszenium ist eine Augenweide, auch wenn ich mir seine Farben etwas kräftiger wünschen würde. In satten Farben schwelgten dann aber die gleichfalls von ihr gezeichneten wirkungsvollen Dekorationen und witzigen Figurinen; Kompliment! Die Geschichte, die Dirk Reimers sich ausgedacht und selbst getextet hatte, war köstliches Boulevardtheater mit Liebschaften über Kreuz, verschwundenem und wieder aufgetauchtem Schwarzgeld und komischen Chargen (die Putzfrau!), das Ganze in einer sehr realitätsnahen, deftigen Sprache – und vor allem von beiden Spielern überaus abwechslungsreich live gesprochen. In seiner Art ein wirklicher Genuß!

Bode’s Koffertheater: Das Wirtshaus im Spessart

Ebenfalls live gesprochen präsentierten Jens und Pauline Schröder mit „Bodes Koffertheater“ die bekannte Hauffsche Geschichte vom „Wirtshaus im Spessart“ – es ist bemerkenswert, wie sich gerade die junge Spielerin in ihrer Sprachgestaltung von Jahr zu Jahr steigert. Beide spielten auf einer aus Bögen verschiedener Hersteller geschickt gestalteten Bühne, die einige bemerkenswerte Raffinessen aufwies; besonders gut hat mir gefallen, daß das zweistöckige Wirtshaus manchmal abwechselnd, manchmal gleichzeitig auf beiden Etagen bespielt wurde, was erheblich zur Lebendigkeit der Aufführung beitrug. Insgesamt war das bei guter Lichtgestaltung und ruhiger Figurenführung eine schön gelungene Aufführung.

Don Giovanni, KÄthchen & Co.: Die Liebe zu den drei Orangen

Es fiel auf, daß in diesem Jahr die live gesprochenen Vorstellungen deutlich überwogen. Von „Don Giovanni, Käthchen & Co.“, hinter denen sich Peter Schauerte-Lüke und Sabine Herder verbergen, erwartet man inzwischen nichts Geringeres mehr – aber was sie diesmal in „Die Liebe zu den drei Orangen“ boten, sprengte dennoch den bisher gewohnten Rahmen. Denn das Stück – übrigens nicht nach Prokofjew, sondern nach dem Commedia-Dichter Carlo Gozzi und anderen, so daß wir Peters liebgewordene Gesangseinlagen entbehren mußten – begann und endete mit heftigen Auseinandersetzungen der beiden Spieler vor der Bühne darüber, welche Art von Stücken man den Zuschauern vorsetzen dürfe, ob sie etwa von so etwas Kitschigem wie Liebe handeln dürften und so weiter und so fort. Natürlich wurde dann die Liebe das Thema – eben jene eines Prinzen zu drei Orangen, die in Wahrheit verzauberte Prinzessinnen sind – verbunden mit Palastintrigen, Zaubereien und schließlich einem Happy end, der Hochzeit des ehemals traurigen, hypochondrischen Prinzen mit seiner Prinzessin, die im Laufe der Vorstellung vorübergehend sogar in eine Ratte verwandelt wurde, dann aber strahlend als Venus von Botticelli geboren wird. Das alles wurde überaus schwungvoll und mit etlichen gekonnten Tricks präsentiert und fand verdienten, langen Beifall – ich persönlich hätte es mir ein bißchen (!) ruhiger gewünscht.

Compagnie Papiertheatre: A Robinson

Live gesprochene Aufführungen können allerdings auch ihre Tücken haben, und ich appelliere dringend an alle Spieler, die diese Zeilen lesen sollten, bei fremdsprachigen Texten den deutschen Zuschauern eine kurze Inhaltsangabe an die Hand zu geben, damit sie der Handlung besser folgen können. Probleme ergaben sich insoweit besonders bei den beiden französischen, aber englisch sprechenden Gästen, und ich kann dem abschließenden Stoßseufzer Alain Lecucqs, eine solche Aufführung auf englisch sei furchtbar strapaziös, auch aus der Sicht des Zuschauers gar nicht recht widersprechen. Er spielte „A Robinson“ und holte dabei weit aus, brachte nicht nur die bekannte Erzählung über die Erlebnisse auf der einsamen Insel, sondern zuvor eine ausführliche Vorgeschichte – das Ganze gespielt teilweise nur mit Setzstücken und Figurinen auf einem Tisch, weitgehend aber in vier verschiedenen Bühnenkästen mit rasch wechselnden Dekorationen und interessanten Beleuchtungseffekten (nur die Schlagschatten durch zwei vor dem Tisch aufgestellte Scheinwerfer störten) – man hätte das Spiel manchmal anhalten mögen, um die Dekorationen länger genießen zu können. Insgesamt optisch ein nahezu ungetrübter Genuß – nur dem umfänglichen gesprochenen Text hätte man kaum folgen können, wäre einem die Handlung nicht in etwa vertraut gewesen.

Theatre de l’Egregore: Meutre et Demoiselles – Mord und junge Frauen

Noch stärker fiel das bei Eric Poiriers „Théâtre de l’Egrégore“ mit seinem Stück „Meutre et Demoiselles – Mord und junge Frauen“ ins Gewicht. Poirier verzichtete auf jegliche Illusionierung durch Bühnenflair und Kulissen und machte dem Zuschauer dadurch einen emotionalen Einstieg schwer. Er spielte ausschließlich mit Setzstücken und Figurinen auf einem Tisch und präsentierte die rasant gespielte Geschichte eines Detektivs auf der Suche nach einem Mörder und einem gestohlenen Bild, garniert mit Messerstechereien, wildem Geballer der Ganoven und verführerischen jungen Damen. Das Stück lebte aber primär von seinem witzigen Text, und den habe ich leider nur teilweise verstehen können.

Paperplays Puppet Theatre: The Flying Dutchman

Ebenfalls ohne deutsche Zusammenfassung spielte Joe Gladwin mit seinem „Paperplays Puppet Theatre“ den „Flying Dutchman“. Aber wer so wundervoll plastisch wie er sämtliche Rollen live zu sprechen versteht und zudem eingangs noch die einzelnen Figuren erläutert, dem verzeiht man die Unterlassung leichten Herzens. Zudem kennt man die Handlung im groben, auch wenn von Wagner nur ein kurzer Melodiefetzen anklang und der Holländer bei Gladwin nicht über dem Meere segelt, sondern an dessen Grund von einer Zauberin festgehalten wird, die ihn nicht alle sieben, sondern nur alle hundert Jahre an Land gehen läßt, um eine schöne Jungfrau für den unterseeischen Harem einzufangen. Gladwin spielte die verwickelte Story als typisch englisches Toy Theatre nach einer Vorlage aus dem Jahre 1856, hatte die herkömmlichen Dekorationen und Figurinen selbst koloriert und servierte das Ganze mit spektakulären Effekten und einer überaus komischen Theatralik. Klasse!

Hana Voriskova: Die Reise

Ganz ohne Worte spielte sich Hana Voriskovás kleine, nur 12 Minuten dauernde Vorstellung „Eine Reise“ ab, die die Zugfahrt und Wanderung dreier Freundinnen zu einem Badesee und deren Rückkehr schildert – das entpuppte sich als ein echtes Kleinod, auch wenn es im strengen Sinne kein Papiertheater war. In einer winzigen, nur für einen einzelnen Zuschauer bestimmten „Theater Musik Box“ folgte man, begleitet von sanfter Musik und gelegentlichen Geräuschen, den drei Mädchen, auf ihrem Wege, den die Künstlerin auf insgesamt zehn nacheinander erscheinenden, zuerst immer weiter in die Tiefe der Box und auf dem Rückweg wieder zum Anfang führenden Glasscheiben gemalt hatte. Den Höhepunkt bildete das eigentliche Bad, bei dem winzige Papierfigürchen an Fäden im Wasser schwebten. Das war still, anrührend und überzeugend.

Wiener Papiertheater: HÄnsel und Gretel

Ebenfalls überzeugt hat mich die Aufführung von „Hänsel und Gretel“ des „Wiener Papiertheaters“ mit Kamilla und Gert Strauss. Beide spielten eine geschickt gekürzte Fassung der Humperdinckschen Oper, bei der ich für die Zukunft nur anrege, die Musik etwas sanfter ausklingen zu lassen, vielleicht in den Sprechtext hinüberzuleiten und die Arien des Sand- und des Taumännchens weniger lange stehen zu lassen; ähnliches hatte ich schon 2004 zur Aufführung durch Bodes Koffertheater angemerkt (vgl. PapierTheater Nr. 29/S. 6). Abgesehen davon aber fand ich die Vorstellung ausgesprochen schön: Die Spieler arbeiteten auf einer wirkungsvoll tiefen Bühne mit geschickt, teilweise richtiggehend raffiniert bewegten und gut gestaffelten SchiebeDekorationen, hatten – eine gute Idee! - aus der bekannten, ja etwas kitschigen EngelstreppenDekoration von Schreiber die Engel in Gruppen herausgeschnitten und ließen sie beweglich auftreten. Auch überzeugten sie mit einer effektvollen Lichtgestaltung (verantwortlich war Manfred Heller), z.B. beim nächtlichen Gewitter und der Hexenverbrennung. Dem Opernliebhaber sei die abschließende Bemerkung gestattet, daß die beiden Elisabethen Grümmer und Schwarzkopf zwar wunderschön singen, aber leider wie erwachsene Frauen und nicht wie Kinder – das kommt davon, wenn man in Wagnerscher Manier eine große Oper mit Kinderrollen komponiert; doch diese Nörgelei hat mit dem Papiertheater nichts mehr zu tun.

Het Vischmarkt Papieren Theater: Die Abenteuer Achmeds

Überaus gelungen waren auch „Die Abenteuer Achmeds“ vom „Vischmarkt Papieren Theater“ mit Harry und Tineke Oudekerk. Beide spielten die Abenteuer eines arabischen Straßenjungen, der sich in eine Prinzessin verliebt und sie schließlich auch zur Frau bekommt. Eine solche Mesalliance vollzieht sich natürlich erst nach etlichen Komplikationen: Die Prinzessin wird auf Veranlassung eines Wesirs, der selbst Kalif werden will, in eine steinerne Statue verwandelt und kann nur erlöst werden, wenn Achmed in den Besitz eines Wunderhorns mit freien Wünschen gelangt, das er wiederum nur bekommt, wenn er dessen Hütern zwei Perlen bringt, die ein schauriger Drache bewacht. Diese dramatische Geschichte wird auf einer tiefen Bühne mit gut gestaffelten Dekorationen verschiedener Provenienz und vielfachen Verwandlungen auf offener Szene dargeboten; der ausgefeilte Schnürboden der Bühne ist ein kleines Wunderwerk. Hervorzuheben sind auch die wirkungsvoll beweglichen Figuren etwa des ständig sich verneigendes Wesirs oder des Drachen mit beweglichem Maul – „ich lieg und besitze; laßt mich schlafen!“ Wagner ließ auch grüßen beim Walkürenritt zu Achmeds Ritt auf einem fliegenden Pferd; hier wie auch sonst verzichtete Oudekerk bei der Musik auf jegliche elektronische Verfremdung – auch darüber war ich glücklich und entsprechend begeistert.

 

Schliessen will ich mit den drei Vorstellungen, die für mich der Höhepunkt des diesjährigen Festivals waren – und um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen, eine Rangfolge aufzustellen, behandle ich sie in alphabetischer Reihenfolge:

Great Small Works: Blue Skies

„Great Small Works“ präsentierten mit „Blue Skies“ ein sozialkritisches Stück, das mich außerordentlich beeindruckte. Thema ist das Verhältnis des Menschen zum Wetter und seine Verantwortung für die beginnende Klimaveränderung mit verheerenden Wettereinbrüchen. Alles fängt ganz harmlos an: Vor der Kulisse von Wolkenkratzern gehen Menschen auf und ab, und als es zu regnen beginnt, spannen sie eben – schön gemachte Verwandlung - ihren Regenschirm auf; das Wetter ist halt, wie es ist, und die oberhalb des Proszeniums erscheinenden heidnischen Wettergötter signalisieren, daß sich an der herkömmlichen Anschauung, daß Wetter von Gott (oder Göttern) gemacht wird, bis heute praktisch nichts geändert hat. Die Szene wechselt, überdimensionale Wolkenkulissen werden an das Proszenium gehängt, es folgt ein sintflutartiger Regen, den ich noch nie so raffiniert dargestellt gesehen habe. Geschildert wird – jetzt wirken alle fünf Mitglieder der Gruppe beinahe hektisch zusammen - die große Überschwemmungskatastrophe am Mississippi: die Wasserfluten steigen, Häuser gehen in ihnen unter, Möbel und Tiere schwimmen vorbei, Hände Ertrinkender recken sich aus den Fluten – und Trudi Cohen „erläutert“ am Stehpult mit ruhiger Stimme, was in Wahrheit menschliches Versagen, nämlich mangelnde Schutzvorkehrungen gegen solche Überschwemmungen war, sei nach Meinung vieler ein „terrible act of God“ als Strafe gewesen; Gott erscheint dann auch tatsächlich mehrfach über der Szene. Ebenfalls als göttliche Fügung wird ein tatsächlich auf durch die Menschen verursachte Klimaveränderung zurückzuführender, grandios dargestellter Wirbelsturm „verstanden“ – die Anklage des Stücks rüttelt auf, ebenso die gegen Leichenberge in Afghanistan und im Irak und die gesamte Bush-Politik. Das Schlußtableau bilden zahllose Uhren, deren letzte deutlich macht: es ist kurz vor Zwölf, es muß sich etwas ändern! Standing ovations!

Robert Poulter’s New Model Theater starring Peter Baldwin: OH! - smith

„Robert Poulter’s New Model Theatre starring Peter Baldwin“ brachten mit „OH – smith“ in 16 Szenen ein Portrait des im 19. Jahrhundert als „König des Schreckens“ populären britischen Schauspielers O. Smith auf das Papiertheater, dankenswerter Weise begleitet von einer deutschen Inhaltsangabe, ohne die man die rasante Vorstellung kaum so hätte genießen können. Da hatten zwei kongeniale Spieler zueinander gefunden, die einander in wunderbarer Weise ergänzten und perfekt aufeinander reagierten. Wieder einmal hatte Poulter in den ganz unterschiedlichen Bildern seine unvergleichliche Kunst aufgeboten, ständig neue, eindrucksvolle Dekorationen mit Figurinen in häufig wechselnden Positionen zu entwerfen, wieder einmal glänzte er durch faszinierend schnelle Szenenwechsel und raffinierte Lichteffekte – gleich zu Beginn sah man einen wunderbaren Mond über dem Meer, später eine toll ausgeleuchtete Wolfsschlucht und dann noch einmal Mondschein in der Marsch, um nur einiges zu nennen. Raffiniert auch die Führung der Figurinen, etwa Ruderer auf dem Meer und die Szenen mit Frankensteins Monster. Im Grunde könnte man jede einzelne Szene lobend beschreiben, doch würde das den Rahmen dieser Rezension sprengen. Nicht minder eindrucksvoll der von Peter Baldwin (teilweise im Dialog mit Poulter) live gesprochene Text. Das war großes Theater für die kleine Bühne mit der ganzen Sprechkultur eines professionellen Schauspielers! Baldwin „säuselte“ und „explodierte“, sprach gemächlich und dann wieder hektisch – alles in Tonfall und Tempo abgestimmt auf das, was Poulter auf der Bühne gerade spielte. Eine hinreißende Vorstellung!

RÖmers Privattheater: Das gefÄhrliche Leben des Carlo Goldoni

Schließlich – auf „Robert“ folgt „Römer“ – Horst und Motoko Römer, die mit „Römers Privattheater“ „Das gefährliche Leben des Carlo Goldoni“ aufführten: Auch dieses Stück war, wie es bei Römers bereits zur Regel geworden ist, eine vollkommene Eigenproduktion in von Horst Römer entworfener Handlung, seinem äußerst amüsanten, mit vielen Anspielungen gewürzten Text und seinen unter Verwendung alter Stiche und Bilder geschaffenen Kulissen und Figuren. Das Stück ist nach meiner Überzeugung das Beste, was sie bisher auf die Bühne gebracht haben. Kurz zur Handlung: Der italienische Theaterdichter Goldoni wittert hinter den lautstarken Störungen bei der Uraufführung seines jüngsten Stückes als Urheber seinen Erzrivalen Carlo Gozzi, sinnt auf Rache, muß sich statt dessen notgedrungen mit den Eifersüchteleien und Launen seiner Schauspielerinnen auseinandersetzen und wird zu allem Überfluß von einem professionellen Killer verfolgt, den mächtige Venezianer gedungen haben, weil sie sich durch seine Komödie beleidigt fühlen. Parallel dazu wird die bekannte Verurteilung Casanovas zur Haft in den berüchtigten Bleikammern geschildert, und beide Handlungen laufen zusammen, als sich der gerade aus seinem Verlies entkommene Casanova und der vor dem Killer flüchtende Goldoni auf dem Dach eines Palastes treffen. Die flott gespielte Handlung besticht durch zahlreiche witzige Effekte, etwa das Aufspringen protestierender Zuschauer im ersten Bild, geschickt durch Klappfiguren in Szene gesetzt, das erregte Agieren der Richter Casanovas hinter ihrem Richtertisch, die Gondelfahrten auf den Kanälen oder die Situation auf dem Dach, wo auch der Killer zu den beiden Geflüchteten hinaufklettert. Nimmt man noch die schönen Venedigprospekte, die interessante, nicht zentralperspektivisch, sondern schräg nach hinten verlaufende Bühne im zweiten Bild hinzu, so kann man diese Aufführung nur als wirklich gelungen bezeichnen, zumal auch der Soundtrack (herrlich die Streiterei der Schauspielerinnen) kaum noch Wünsche übrig läßt.

 

Alles in allem: Wieder einmal ein großartiges Festival, nach dessen Ende man sich schon auf das nächste freut.

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