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Alle Jahre wieder …

Willers Amtrup zum 21. Preetzer Papiertheatertreffen

FÜR MICH WAR DIESES JAHR sozusagen ein Jahr der Familientage: zu Himmelfahrt das alljährliche Treffen des mit dem Papiertheater eng verbundenen Arbeitskreises Bild Druck Papier in Hagenow, kurz darauf das 10. Symposium des Forum Papiertheater in Hanau, etwas später ein „echtes“ Treffen meiner Großfamilie in Schleswig und nun zum Abschluß – alle Jahre wieder – das nunmehr 21. Papiertheater-Treffen in Preetz. Gäbe es dieses Treffen nicht, man müßte es erfinden! Hier ist tatsächlich so etwas wie eine Familie von Spielern, Sammlern und Zuschauern zusammengewachsen, man begegnet alten Freunden, macht neue Bekanntschaften, aus denen oft Freundschaften werden, diskutiert das jeweils Gesehene, empfiehlt besonders Gelungenes, kritisiert auch das eine oder andere – und am Ende mischt sich in das Bedauern über das Ende des Festivals die Vorfreude auf das nächste. Bei dem enormen Enthusiasmus aller Beteiligten erscheint es mir keineswegs vermessen, daß in der offiziellen Eröffnungsveranstaltung bereits ein Silber-Jubiläum, nämlich ein 25. Preetzer Papiertheater-Treffen als Vision im Raum stand.

 

Peter und der Wolf

Wie immer konnte ich natürlich nur eine Auswahl der vielen Aufführungen sehen – also der Reihe nach: Der Freitag begann für mich mit „Peter und der Wolf“ von Serge Prokofieff, dargeboten von Kamilla und Gert Strauss mit ihrem „Wiener Papiertheater“. Sie hatten aus dänischen Bögen der 30er Jahre ein wirklich vorzüglich in die Tiefe gestaffeltes Bühnenbild geschaffen, das zudem durch eine beeindruckende Lichtregie Manfred Hellers sehr wirkungsvoll zur Geltung kam. Überzeugend auch die Figurenführung, die durchgehend dem Rhythmus der Musik folgte und Gelegenheit zu allerlei witzigen „Schmankerln“ bot – so wenn die Ente im Takt mit dem Kopf wackelte oder der Wolf bei starken Orchesterschlägen in die Höhe sprang, um einen Vogel zu fangen. Etwas geteilt war die Reaktion der Zuschauer auf den Schluß der Vorstellung, weil die Spieler den Wolf abweichend von der Vorlage nicht im Zoo, sondern in einem Zirkus enden ließen und dabei dann nicht die Komposition Prokofieffs, sondern Zirkusmusik einsetzten. Einige bemängelten das als Stilbruch, doch halte ich diese Variation für absolut legitim, bot sie doch Gelegenheit zu einem sehr gelungenen Schlußtableau mit Seiltänzern und Feuerwerk.

The Garden of Allah

Von ganz anderer Art war die zweite Vorstellung, die ich sah, „The Garden of Allah“, gespielt von Sylvia, Sarah und Peter Peasgood mit ihrem „Thimble Theatre“ – ich sah und besprach das Ehepaar Peasgood vor Jahren (vgl. PapierTheater Nr. 23 vom Dezember 2002) mit einer burlesken Harlekinade, sah nun eine eher tragische, verhaltene Aufführung und staune über die Bandbreite dieses Teams. Die etwas verwirrende, weitgehend in der Wüste spielende und nach einem Film von 1936 gestaltete Geschichte schildert die nur kurze Zeit glückliche Begegnung einer tief religiösen Frau und eines Mannes, der sein Mönchsgelübde gebrochen hat. Peter Peasgood hatte dazu 15 (!) meist sehr kurze Szenen geschaffen, deren Dekorationen durchweg überaus stimmungsvoll, teilweise einfach überwältigend schön waren (Wüste!) und gut ausgeleuchtet wurden. Durchweg beeindruckend gelang auch die Führung der teilweise beweglichen Figuren – den Szenen mit einer Bauchtänzerin oder einem seinen Körper auf und nieder wiegenden Wahrsager hätte ich noch viel länger zusehen mögen. Gut gefiel mir auch die lebendige sprachliche Gestaltung (auch wenn es bei den Einsätzen gelegentlich etwas haperte und die Aufführung manchmal etwas zu textlastig war ).

Dracula del Lobo

Weiter ging es mit dem „Little Blue Moon Theatre“ von Michael und Valerie Nelson. Bei den beiden ist man ja immer schon im voraus gespannt auf ihre kleinen Frivolitäten – und ihr „Dracula del Lobo“ enttäuschte die Erwartung (natürlich) nicht. Wir erleben eingangs die Ermordung eines Inka-Fürsten durch einen (spanischen) Grafen Dracula – Blutsauger jeder Art gibt es ja bekanntlich überall –, seine Verfluchung zum Leben als untoter Vampir durch einen Tempelpriester und dann, knapp 400 Jahre später, seine Attacke auf zwei junge, schöne Damen, die zu Besuch in die Gegend kommen, in der er sein Unwesen treibt. Prompt werden auch sie seine Opfer, obwohl sie eigentlich mit Männern (noch) gar nichts am Hut haben und sich viel lieber miteinander und mit der ausführlichen Lektüre einer bebilderten Ausgabe des Kamasutra vergnügen. Rettung (??) naht schließlich in Gestalt einer Haushälterin, die in einem früheren Leben der schon erwähnte Tempelpriester war, dann aber ebenfalls zum Vampir wurde – Blutsauger sterben eben auch nicht aus! Das Ganze wurde in von Michael Nelson entworfenen, wunderbaren Dekorationen (10 verschiedene Szenen!) und Figurinen live gesprochen und gespielt und war ein weiterer Höhepunkt des Tages! Die vielen Glanzlichter aufzuzählen oder genauer zu beschreiben – z.B. die das Haupt des Tempelpriesters umflatternden Vögel, die „anregenden“ erotischen Skulpturen, die schwungvollen Figurinen bei Draculas Tango mit den beiden Schönen etc., etc. – würde den Rahmen dieses Beitrags bei weitem sprengen. Toll – zumal uns Valerie Nelson am Schluß noch mit ihrem schönen Gesang erfreute!

Der kleine HÄvelmann

Etwas ruhiger ging es am nächsten Morgen beim „Kleinen Häwelmann“ zu, den Helmut Wurz, Terry Andrews und Annegret Garrecht mit ihrem „Hanauer Papiertheater“ spielten – obwohl ja der Protagonist dieser bekannten Kindergeschichte dauernd in Bewegung ist und ständig „Mehr, mehr!“ schreit. In schönen, sehr gut ausgeleuchteten Dekorationen, die weitgehend aus Allers „Familienjournal“ stammten, gestalteten die drei Spieler das Geschehen sehr stimmungsvoll und überzeugten immer wieder mit gelungenen Einfällen – so wenn die Mutter mit einem beweglichen Arm Häwelmanns Bettchen hin und her bewegt, bis sie darüber einschläft oder wenn er anschließend, gehalten von einem unsichtbaren Magneten, an Wänden und Decke entlang fährt. Sehr schön auch die Fahrt auf dem Mondstrahl und durch die nächtliche Stadt vor immer neuen Hintergründen (und einem auf dem Kirchturm krähenden Hahn), die Reise durch Wolken und Sterne und schließlich ein eindrucksvoller Sonnenaufgang. Verdienter, einhelliger Applaus!

The Buccaneer’s Bride

Am Nachmittag dann häuften sich weitere Höhepunkte des Festivals. Es begann mit der Aufführung von Robert Poulters „The Buccaneer’s Bride“, einer höchst verwickelten, von Poulter selbst verfassten Geschichte über die Suche einer verlassenen Piraten-Braut nach ihrem entlaufenen Mann und mehrerer miteinander verfeindeter Piraten nach einer Schatzinsel, die vermutlich gar nicht existiert. Poulters rasante Spielweise mit ständigem Dekorationswechsel auf offener Szene und seinem inzwischen geradezu berühmten Rollhorizont ist ja schon verschiedentlich beschrieben worden, doch übertraf er sich diesmal fast selbst: 14 verschiedene Szenen in 35 Minuten, jede einzelne ein optischer Genuß! Dazu eine Beleuchtung, die mit einfachsten Mitteln wirklich erstaunliche Effekte erzielt. Wieder würde es zu weit führen, die Szenen detaillierter zu beschreiben; ich greife deshalb nur zwei von ihnen heraus, nämlich einen tollen Vulkanausbruch und eine Schlacht zwischen den verschiedenen Piratenschiffen, ein von Explosionen und Geschützdonner begleiteter sekundenschneller Wechsel zwischen rabenschwarzer Nacht und den immer stärker zusammengeschossenen Schiffsleibern, die als schwarze Silhouetten vor hellem Hintergrund erschienen. Ich habe Besseres auf dem Papiertheater noch nicht gesehen. Hinzu kamen zahlreiche größere und kleinere Gags, beispielsweise ein Eisbär, der in einem mit einem Pelzmantel bekleideten Piraten seine Mutter zu erkennen meint und ihm mit dem Ruf „Mother, mother“ ständig hinterher rennt. Komik, Bühnenbild und Intensität der Handlungsabläufe gehen bei Poulter eine umwerfende Synthese ein.

Ubu, vos Papiers!

Den nächsten Paukenschlag tat anschließend Éric Poirier mit „Ubu, vos papiers“, einer auf dem bekannten Drama über den polnischen Usurpator Ubu basierenden Handlung, der, angestachelt von seiner Frau, im Stile Macbeth’ den rechtmäßigen König umbringt, sich selbst zum König aufschwingt, sein Volk unterdrückt und ausraubt und schließlich von dem einzig überlebenden Sohn des rechtmäßigen Königs wieder entthront wird. Aber Poirier wäre nicht er selbst, wenn er diese im Grunde traurige Geschichte ungebrochen stehen ließe. Vielmehr verfremdete er sie zu einer Slapstick-Komödie sondergleichen und entfachte aus ihr ein Feuerwerk, bei dem ein Gag den anderen jagte. Wie gewohnt, spielte er nicht innerhalb einer geschlossenen Bühne, sondern auf einem blanken Tisch, auf dem wenige Versetzstücke mal Säulen des Königspalastes, mal etwas gedreht Marsch“säulen“ kämpfender Heere darstellten. Alle Figurinen waren äußerst stilisierte, ausgeschnittene Linolschnitt-Drucke, die er teilweise nach Bedarf ergänzte, indem er Druckplatten, Farbe, Farbroller und Druckpresse hervorholte und sich das zusätzliche Personal damit während der Vorstellung herstellte – allerdings nur, um diese Figuren gleich darauf zu töten, sprich zu zerreißen oder zu zerknüllen. Mein Französisch ist nur sehr mäßig, und ich bezweifle sogar, daß bessere Sprachkenner entscheidend mehr von dem herausgesprudelten Text verstanden – aber Poirier hätte auch eine völlig entlegene Fremdsprache benutzen können, und man hätte der Handlung dennoch folgen können: er selbst brachte sich als Hauptdarsteller in Mimik, Körperhaltung, Stimmvariationen und schließlich sogar Kleidung so unmittelbar und plastisch ein, daß er sein bester Dolmetscher war; und schließlich benutzten einige der Personen ja auch eine Abart der deutschen Sprache. Man mag diskutieren, ob das noch Papiertheater im strengen Sinne war – aber jedenfalls war es ein Hochgenuß!

Peace unto you all

Welcher Kontrast zum nächsten Glanzlicht dieses Tages, zu Hana Voriskovás „Peace unto you all“! Sehr verhalten und ruhig, ja geradezu weihevoll präsentierten sie und ihre Partnerin Hana Vedralova die biblische Erzählung von der Geburt Jesu, beginnend mit der Marienverkündigung bis hin zur Anbetung der Hirten und der heiligen drei Könige. Beim Licht einer Kerze las Vedralova in einem anrührend gebrochenen Deutsch zunächst jeweils die entsprechenden Textpassagen und reichte dann die Kerze betont gemessen an Vorisková weiter. Auf einer winzigen, nur mit einer durchsichtigen Folie bespannten Bühne spielte diese dann die jeweilige Handlung mit filigranen, unsichtbar an feinen Fäden bewegten Figürchen nach. Ohne jede zusätzliche Dekoration, fast spartanisch vollzog sich dieses Schattenspiel, und man konnte nur staunen, wie diese delikaten, schlanken Gestalten ihre Knie beugen, mit beweglichen Armen die Krippe wiegen und sich bewegen konnten, als wären sie lebendig. Man sah den Zug der Hirten und der Könige zum Stall, auf einer zusätzlichen Oberbühne schwebte mit seinen Posaunen der Chor der himmlischen Heerscharen – alles das begleitet von Volksmusik aus Böhmen und Mähren in der Fassung u.a. von Leos Janacek. Es will mir nicht gelingen, den bewegenden Eindruck dieser Aufführung in nüchternen Worten wiederzugeben – ein Freund nannte ihn „magisch“, und das trifft es wohl am ehesten. Kennzeichnend war, daß alle Zuschauer erst eine Besinnungspause brauchten, ehe der Beifall losbrach.

Mackuse fliegt Übers Kuckucksnest

Die nächste Vorstellung galt sozusagen dem Requiem für einen weiteren Untoten – „Mackuse fliegt übers Kuckucksnest“, entworfen und gestaltet von Walter Koschwitz mit seinem „Papiertheater der urbanen Kriminalität“ und gespielt von ihm und seiner Frau Megi Koschwitz-Hermann. Ich muß gestehen, daß ich eine Weile dazu gebraucht habe, mich auf diesen letzten Teil des Mackuse-Zyklus innerlich einzulassen; denn er unterschied sich um einiges von den vorangegangenen. Gab es dort vielfältige „action“, so dominierten jetzt beklemmende Tristesse und gezielte Irritationen durch die Darstellung eines psychisch deformierten Menschen: Mackuse als nach einer nur unvollkommen gelungenen Operation nur noch als Schatten seiner selbst erscheinender Insasse einer Irrenanstalt – der Titel paraphrasiert nicht von ungefähr den Titel eines ebendort spielenden Films. Ein genialer Verbrecher, der von Ärzten mit Hilfe von Psychopharmaka gerade noch so weit therapiert wird, daß er als Toilettenwärter verwendbar ist und von den Ärzten als „Restmensch“ bezeichnet wird. Diese Deformierung führt dann zu Haßausbrüchen in quälend langen Gesängen, eben einem dies irae, mit Attacken gegen die Frauen und die ganze Welt, schildert das Bild einer zerrütteten Seele mit Allmachtsphantasien und andererseits einer Regression in kindliche Gedankengänge – bei allem Wissen um seine verbrecherischen „Qualitäten“ konnte einem dieser Mackuse streckenweise schon wieder leidtun. Die wie bei Koschwitz üblich nur zweidimensionale Dekoration entsprach dieser Tristesse – eindrucksvoll die trostlose Aufreihung von Urinalen am künftigen Arbeitsplatz und im Schlußteil des Spiels die Darstellungen des von Mackuse in seiner Wahnvorstellung als Flottenadmiral zerstörten Berlins, der Wüstenszenen und der Begegnung mit untoten Geistern am Rande von Gräbern. Die Reaktion der Zuschauer schwankte zwischen schroffer Ablehnung und begeisterter Zustimmung – ich selbst halte die Aufführung als Schlußakkord der vorangegangenen Teile für konsequent und in ihrer atmosphärischen Dichte für stimmig, ziehe aber die weniger deprimierenden früheren Teile des Zyklus vor.

Die II

Gehen wir zum Sonntag über. Zwar hätte es auch am Samstag noch einen weiteren Vorstellungstermin gegeben, aber meine Aufnahmekapazität war schlicht erschöpft – und man wollte ja auch noch die Kraft haben, bei der späteren Auktion mitzubieten.
So sah ich denn am Sonntag gut erholt „Die II“ vom „Papiertheater Pollidor“, eine von Dirk Reimers erdachte und inszenierte Komödie über zwei Privatdetektive mit dem Auftrag, einer Erbin sehr vertraulich und geheim ein Schriftstück zu überbringen; dabei passieren dann natürlich einige Verwicklungen und Dummheiten, zumal die beiden Mündel der Erbin bei dem Versuch, sie zu übervorteilen, selbst mächtig hereinfallen. Aber zuerst galt es Barbara Reimers’ wunderschönes neues Proszenium zu bewundern, das bei diesem Festival eingeweiht wurde. Hier ist ihr wirklich ein überzeugender Wurf gelungen, der hergebrachte Dekorationselemente wirkungsvoll aufnimmt und neben den großen Proszenien aus früherer Zeit ohne jeden Zweifel bestehen kann. Kompliment! Das Stück selbst lief in gut gestaffelten spanischen und dänischen Dekorationen mit schönen Figurinen von Barbara Reimers ab, bestach u.a. durch einen gut eingesetzten Rollhorizont und lebte natürlich besonders vom Sprachwitz und der gekonnten Art, mit der die beiden Spieler ihre Rollen schon seit langem lebendig zu gestalten vermögen. Insgesamt ein schöner Spaß – auch wenn mir die Komödie im Vorjahr noch besser gefiel.

Reise zum Mittelpunkt der Erde

Zum ersten Mal in Preetz dabei war „Haase’s Papiertheater“ mit der „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ nach Jules Verne – ein überaus gelungenes Debut! Martin und Sieglinde Haase führten 9 Szenen dieser Entdeckungsreise auf, und schon die teils aus herkömmlichen Bögen, teils aus bearbeiteten eigenen Fotos geschaffenen Dekorationen haben mich durchgehend überzeugt; die Lichtregie ließ kaum etwas zu wünschen übrig und der Soundtrack hätte kaum besser sein können. Hinzu kamen schöne Einzeleffekte – ein beweglicher Schaukelstuhl, aus dem Wasser auftauchende, einander bekämpfende Seeungeheuer, die Sprengung eines Felsens etc. etc. Besonders hervorzuheben ist die mit einfachsten Mitteln, nämlich auf einen Spiegel projizierten Wellenbewegungen gestaltete Darstellung eines unterirdischen Flusses – prima! Zur Nachahmung empfohlen sei schließlich der Einfall, die (kurzen) Umbaupausen nicht wie meist üblich nur mit Musik zu füllen, sondern in dieser Zeit ein fiktives Tagebuch zu verlesen, das von einer Szene zwanglos zur nächsten überleitete; der manchmal entstehende Eindruck eines „Lochs“ während des Umbaus konnte so gar nicht erst aufkommen. Einzig zu kritisieren habe ich, daß die Figurenführung ziemlich starr wirkte und vielleicht auch durch die Verwendung etwas unterschiedlicher Körperhaltungen lebendiger gemacht werden könnte.

Von Riesen, Feen und anderen Wesen

Zum Schluß schließlich Peter Schauerte-Lüke mit seinem „Don Giovanni, Käthchen& Co.“ Etwas irreführend war „Von Riesen, Feen und anderen Wesen“ angekündigt – Feen aber habe ich vergeblich gesucht. Riesen gab es dann tatsächlich, menschenfressende sogar, und zwar in zwei Geschichten von Tomi Ungerer und Wolfgang Hildesheimer. Schauerte-Lüke benutzte in der ersten, die mir am besten gefiel, die gekonnten Illustrationen des bekannten Zeichners für Dekorationen und Figurinen und stellte uns einen am Hungertuche nagenden Menschenfresser vor, dem seine gewohnte Nahrung, kleine Kinder nämlich, ausgegangen war, weil er einen Großteil von Ihnen bereits verspeist und die übrig gebliebenen so verängstigt hatte, daß sie sich nicht mehr aus dem Hause wagten. Dann aber geschieht ein Wunder der Läuterung: Als der Riese einen Schwächeanfall erleidet, wird er von einer Bauerntochter mit einer Mahlzeit, die einen Michelin-Stern verdiente, wieder auf die Beine gebracht, will fortan nur noch dieses „slow-food“ verzehren und bekehrt auch seine bisher menschenfressenden Kumpane dazu. Ende gut, alles gut – und alles in gewohnter Manier vom Spieler live und flott auf die Bühne gebracht. Etwas schwächer dann die zweite Geschichte mit von Schauerte-Lüke selbst entworfenen Dekorationen und Figurinen: Zwei Bauernsöhne versuchen in der Hoffnung, damit die Hand der Königstochter zu erringen, nacheinander, einen menschenfressenden Riesen zu beseitigen, scheitern aber beide, jeder auf seine Art. Auch das war gekonnt gespielt, doch kam für mein Empfinden der Erzkomödiant nicht ganz so überzeugend zur Geltung, wie wir es in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt haben.

 

GLEICHWOHL DAS IMMER ERNEUTE FAZIT: Es war ein wunderbares Festival, und ich erhoffe mir nicht nur ein silbernes Jubiläum, sondern noch viele Male darüber hinaus.

 

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